Für Mitflüge kontaktieren Sie bitte die folgende eMail-Adresse: mitfliegen@aeroclub-pirna.de

 

Nach stolzen 25 Jahren Einsatz bei uns im Aeroclub Pirna, haben wir schweren Herzens unseren altersschwachen Falken verkauft. Einen Scheibe-Flugzeugbau SF25 C 2000 „Falke“ mit dem 80 PS L2000 EA Limbach Motor.

Die meisten unserer Motorsegler Piloten haben auf diesem schnuckeligen Stoffdrachen das Fliegen mit Motor gelernt und haben Flüge in der Region oder auch Reisen unternommen. Unsere Segelflieger haben damit Aussenlandeübungen durchgeführt. Jeder hat Geschichten über unsere KNAM zu erzählen. Manche lieben sie, manche konnten sich nicht so recht mit ihr anfreunden. Fakt ist: die meisten von uns haben eine gewisse Bindung zu diesem Flugzeug. Auch ganz nüchtern betrachtet war dieses Flugzeug eine tolle Sache: sehr günstiger Unterhalt und einfacher Betrieb. Besonders im Gastflugbetrieb hat sich der Falke bewiesen. Ein gemütlicher, alter Flieger, bei dem man zur Überraschung der Gäste auch mal im Flug das Triebwerk abstellen kann, um zu Segeln.

Nachdem sich in den letzten Jahren der Wartungsaufwand erhöht hat und das Ende der zulässigen Motorlaufzeit bis zu einer Generalüberholung in Sicht kam, wurde gemeinsam entschieden die D-KNAM zu verkaufen. Die „Innsbrucker Segelflieger Vereinigung“ (ISV), ansässig am Flughafen Innsbruck (LOWI) in Österreich, erwarb, nach einem Jahr diverser Angebote und Gespräche mit Käufern, unseren Falken, um den Motor zu überholen und Ihre Motorsegler Flotte zu ergänzen.

Die Überführung nach Innsbruck

Der Tag des Abfluges kam und nachdem ich das ARC beim Prüfer des Landesverbandes und einen feuchten Händedruck vom 1. Vorsitzenden des ACP abgeholt hatte, fuhr ich auf den Flugplatz. Nach drei Stunden Vorbereitung (Flugzeug aus der Halle holen, Staub von einem Jahr Standzeit abputzen, gründliche Kontrolle des Flugzeuges und einem Testflug) stand ich, das Gepäckfach und den zweiten Sitz voll mit Ordnern und Gepäck, abflugbereit an der Piste 30.

Nach dem Start ging ich auf Kurs nach Landshut (meinem Tankstopp) und sah mich mit 40 km/h Gegenwind konfrontiert. Das ist in einem Flugzeug wie dem Falken natürlich denkbar ungünstig, besonders bei so einer langen Strecke. Aber da war nichts zu machen, einfach geradeaus fliegen und abwarten, irgendwann würde ich schon ankommen. Diese Herangehensweise hätte auch funktioniert, wäre da nicht der Schwachpunkt Mensch, im Gesamtsystem des Flugzeuges. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, bei Karlovy Vary in Tschechien (ohne den Gegenwind wäre ich schon fast in Landshut), begann sich der Kaffee zu melden. 15 Minuten, eine kurze Umplanung und ein Gespräch mit dem Prager Lotsen später, stand ich auf einem winzigen tschechischen Grasplatz, hatte meine Blase entleert und suchte vergeblich nach heimischen Piloten. Ohne jemanden gefunden zu haben hob ich wieder ab, ging voller neuem Tatendrang auf Kurs und meldete mich wieder beim Prager Lotsen.

Der Rest der Strecke nach Landshut verlief problemlos und ich genoss das sinkende Gelände und den Blick auf die sich durch die Landschaft schlängelnde Donau. Auch der Wind hatte beim Einflug nach Bayern stark nachgelassen und so legte ich eine butterweiche Landung in Landshut bei München hin. Die 90 Minuten Pause hatte ich sehr nötig und ich genoss den ruhigen Flugplatz und die Stille nach 140 Minuten Motordröhnen mit schlechtem Headset.

 

Nach 30 Litern mehr im Tank und einem kleinen Plausch mit dem Flugleiter stand ich wieder am Abflugpunkt und gab Vollgas. Nach einer gemächlichen Linkskurve in Richtung Alpen, schien mir die goldene Abendsonne ins Gesicht, 8km rechts von mir erstreckten sich die zwei riesigen Landebahnen vom Flughafen München und über mir flogen die großen Verkehrsmaschinen an. Nachdem ich mich unter dem Münchner Luftraum durchgeduckt hatte, stieg ich auf 6000 Fuß und genoss den Anblick der näherkommenden Alpen. Kurz nach meinem Einflug in die Alpen, wechselte ich zum Towerlotsen von Innsbruck und begann meinen VFR-Anflug auf den Verkehrsflughafen. Ich folgte noch 30 Minuten dem Inn Tal bevor ich mich im Mike-Anflugverfahren der Piste 08 näherte.

Die Gebirgsfliegerei ist eine ganz andere Welt, als die Flachlandfliegerei, in welcher ich fliegerisch aufgewachsen bin. Schon rein szenisch ist es ein ganz anderes Level. Ich genoss jede Minute, die ich zwischen den riesigen Bergen umherfliegen konnte. Aber auch meteorologisch ist es herausfordernder. Ich hatte leichten Südföhn an diesem Tag, welchen ich allerdings erst im Gegenanflug leicht zu spüren bekam, als ich die Talseite wechseln musste. Dort wurde ich dann mit einer leicht sinkenden Luftmasse und etwas Turbulenz konfrontiert, nichts Dramatisches, aber für mich ein positiver Lerneffekt. Fünf Minuten später, nach einer sehr schönen Landung, rollte ich von der (vergleichsweise) riesigen Betonpiste auf das nördliche Vorfeld, auf dem sich die Vereine der allgemeinen Luftfahrt befinden.

 

Ich wurde freundlich in Empfang genommen, wir verfrachteten den Falken in den Hangar und bevor wir die Hallen Tore schlossen, machte ich noch ein paar Bilder vom neuen Nest unseres Stoffdrachen für die Pirnesen zu Hause in Sachsen. Nachdem wir noch den verbleibenden Papierkram geklärt hatten, buchte ich mir einen Bus zurück nach Hause und dann ging es schon in die Stadt und zurück in Richtung Dresden, diesmal am Boden.

Ein wirklich vielfältiger Flug, von marginalem zu wunderschönem Wetter, von kleinen Grasplätzen zum großen Verkehrsflughafen. Für mich ein großartiger Erfahrungszuwachs, für den Verein eine emotionale Zäsur im Flugzeugpark.

Heute, nach zwei Jahren hat sich die KNAM gut im Flugzeugpark in Innsbruck eingelebt. Und auch, wenn wir unseren Falken immer lieben werden, so lieben wir auch unseren Neuzuwachs, unsere Österreichische Dame aus Frankreich.

- Leo Henze

 

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