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Überführung der dicken Lady aus Südfrankreich

Mit einer schnell wachsenden, nächsten Generation Motorseglerpiloten, waren wir schon lange am Überlegen wie es mit dem Flugzeugpark weiter geht. Unser heiß geliebter Schulungs- Stoffdrachen 'Falke' ist langsam altersmüde geworden und genießt jetzt seinen wohl verdienten Ruhestand.

Deswegen hat sich Marcel, einer unserer MoSe Lehrer, mal gründlich umgehört. Jetzt können wir voller Stolz ein neues Mitglied in unsere Fliegerfamilie aufnehmen: die österreichische Dame aus Frankreich! Wie unsere neue Super Dimona genau zu uns gekommen ist, erfahrt ihr in Marcel's Bericht...

Abflug

09.10.2020, Berlin TXL, 0600: Nach monatelangen Vorverhandlungen, Abstimmungen im Verein, Verschiebungen durch Wetter, Corona und Reparaturen, war es endlich soweit: - das Team mit den fähigsten Männern des ACP ;-) brach, mitten ins Risikogebiet, nach Südfrankreich auf - aus finanziellen und rein praktischen Gründen mit der Airline.

Über Paris kamen wir gegen Mittag in Toulouse an, dort wurden wir von unseren französischen Freunden aufgesammelt und zum Flugplatz gefahren (ca. 30 km). Aufgrund des intensiven Kontaktes im Vorfeld, gab es dabei gar nicht mehr soviel zu besprechen und so analysierten wir die Unterschiede der Vereinsstrukturen zwischen DE und FR.

 

Inspektion & Probefliegen

09.10.2020, Toulouse Bourg-Saint-Bernard, 1400: Am Flugplatz ging es direkt los mit der ausführlichen technischen Besichtigung des Flugzeuges. Dafür wurden sämtliche Verkleidungen am und im Gerät demontiert und der allgemeine Zustand sowie spezifische Schwachpunkte begutachtet.

Nach der Bodenanalyse wurde alles wieder zusammengebaut und die fliegerische Bewertung (“Probefahrt”) in Angriff genommen.
Neben der Beurteilung des Flugzeuges dienten die Probeflüge aber auch der Einweisung in den Flugzeugtyp und seine Besonderheiten.

Nach ein bisschen Thermikfliegen inklusive Segelflug mit abgestelltem Motor wurden ein paar Starts und Landungen trainiert, um fit zu sein für die anstehende Überführung.

Startvorbereitung

10.10.2020, Toulouse Bourg-Saint-Bernard, 1000: Nach einer erholsamen Nacht - der Vortag hatte immerhin 21 Stunden, da wir am Vorabend noch einige Stunden zum umschiffen von "Unwägbarkeiten elektronischer, finanzieller Transaktionen innerhalb der EU im Jahre 2020" durch intensiven Diskurs zwischen dem Team vor Ort und dem örtlichen Vorstand aufgewendet hatten - ging es am Samstag Morgen schließlich an die Flugplanung für den Heimflug. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit mit kürzeren Tagen und schlechtem Wetter am Vormittag, musste die Strecke nach Pirna geteilt werden. Ziel war es, am Samstag Abend in Deutschland einzutreffen und dann die zweite Hälfte am Sonntag, bei deutlich besser vorhergesagtem Wetter zu fliegen. Mit Hilfestellung durch die Flugplatzkatze wurde dann auch der Flugplan für den Grenzübertritt mit zwei alternativen Routen aufgegeben.

Erstes Leg

10.10.2020, Toulouse Bourg-Saint-Bernard, 1330: Nachdem der Regen dann endlich nachgelassen hatte, konnten wir starten. Der Plan sah vor, von Toulouse zunächst nach Norden zu fliegen und sobald das Wetter es zuließ, nach Osten über das Zentralmassiv abzubiegen Richtung Dijon, um dort unseren Tank-Stopp zu absolvieren. Von da aus dann weiter Richtung Nordost zur Landung in Kehl-Sundheim (bei Strassburg) - alles in allem ca. 740 km direkt.

Zum Startzeitpunkt war dieser Plan aber aufgrund des fortgeschrittenen Tages und des herrschenden Gegenwindes bereits fraglich. Die große Unsicherheit war: wie weit würden wir nach Norden ausweichen müssen, bevor wir nach Osten abbiegen konnten?

Nach dem Start begaben wir uns direkt zur Flugplaneröffnung in die Hände des FIS (Fluginformationsservice), was bei der komplexen Luftraumstruktur auch absolut empfehlenswert war. Selbst am Wochenende, mit vielen deaktivierten militärischen Lufträumen, gab es noch etliche Korridore und Hindernisse auf dem eigenen Weg, so dass die automatischen Freigaben und Durchleitungen hier sehr zur Entspannung beitrugen.

Unterwegs zeigte sich glücklicherweise, dass das Wetter über dem Zentralmassiv gar nicht so schlimm aussah, so das wir mit der Umschiffung einzelner Schauer und Regengebiete relativ direkt nach Dijon fliegen konnten. Nach der Landung dort hatten wir außerdem Glück, dass die Tankstelle gerade frei war und wir ohne Zeitverzug volltanken konnten. Damit schafften wir es tatsächlich zu unserer selbst gesetzten Deadline wieder abzuheben, um noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit in Kehl zu sein.

Auch dieser Abschnitt verlief unter der Führung des FIS und immer besser werdendem Wetter völlig problemlos. So erreichten wir nach einem schönen Überflug der Vogesen in der Abenddämmerung unser Ziel Kehl-Sundheim - wir waren tatsächlich an diesem Tag bis Deutschland gekommen.

Zweites Leg

11.10.2020, Kehl-Sundheim, 1400: Endlich ab nach Hause! Nach einer kleinen Reparatur und einer zünftigen Übernachtung im Gasthof “Zum Pflug” (im Doppelzimmer mit Dusche direkt vor dem Bett ;-)) konnten wir dann am Sonntag Vormittag in aller Ruhe das Flugzeug präparieren - es hatte wieder bis in die Mittagsstunden geregnet - und uns auf die letzten ca. 500 km nach Pirna vorbereiten.

Dieser Flug verlief abgesehen von einzelnen Regengebieten unspektakulär und so erreichten wir mit etwas Rückenwindunterstützung unser Ziel gegen 1700 und landeten sauber auf der 30 in Pirna.

Wir hatten damit eine Strecke von ca. 1.350 km zurückgelegt, eine absolute Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 152 km/h und eine Flugzeit von ca. 8,5 h erzielt. Je nach Powersetting kamen wir dabei mit 12 - 16 l/h Durchschnittsverbrauch über die Distanz.

Nun muss die Lady in Deutschland angemeldet werden, in dem Zuge wird sie ein paar kg auf den Rippen einsparen, und uns dann hoffentlich gegen Ende 2020 als neuer Vereinsmotorsegler wertvolle Dienste und schöne Flüge bescheren.

- Marcel Gottschall